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Heutiges Datum
Wir verabschieden uns vom Baikalsee, zuckeln am Selenga Fluss entlang, Richtung Ulan Ude. Am Rande der großen Stadt suchen wir eine LKW Werkstatt auf, da unsere Bremsen merkwürdige Geräusche von sich geben. Wir sehen eine nagelneue Volvo LKW Werkstatt. Also… nichts wie hin! Eine hochmoderne, blitzblanke Werkstatt. Wir müssen unseren Deutz vor den Toren stehen lassen, dürfen nicht auf das Grundstück. Ein Pförtner (!) schickt uns zur Serviceannahme, in der 5 (!)Personen sitzen, von denen keiner (!) auch nur ein Wort Englisch spricht. Auch das Übersetzungsprogramm des Computers kann nicht aktiviert werden. Nachdem sich endlich einer von den fünf Herrschaften bequemt mit uns vor das Tor zu gehen, um sich das Geräusch des Deutz anzuhören, lässt er uns nach einigen Telefonaten abblitzen und schickt uns in eine Werkstatt nebenan. Eine Beschwerde unsererseits bei Volvo folgt natürlich. Die Werkstatt nebenan entpuppte sich wieder einmal als Schrottplatz. Jürgen öffnete eine Tür des baufälligen Gebäudes und …. er kam nicht wieder. Petra schwitzte, hatte Angst. Was passiert auf diesem undurchsichtigen Gelände. Nach langer Zeit kam Jürgen endlich zurück, mit einem „Mechaniker“ im Schlepptau, der sich alles ansah und anhörte, sich mit einem anderen Mechaniker beriet, um dann wieder in der finsteren Ruine zu verschwinden, aber nicht wieder zu kommen. Laut Jürgen standen in dieser besagten Ruine mehrere nagelneue Trucks, u.a. von Volvo zur Reparatur, nicht ein Truck, nein gleich mehrere. Wahrscheinlich wurden auch sie von der hochmodernen Volvo – und der gegenüberliegenden MAN Werkstatt abgewimmelt, denn in deren Werkstätten wurde garantiert nicht gearbeitet. Als sich nichts, aber auch gar nichts tat, fuhren wir weiter. Im Grenzort Haymkh zur Mongolei finden wir eine Schlafmöglichkeit auf dem Parkplatz der Polizei, im gegenüberliegenden Hotel können wir duschen (200 Rubel für 2 Personen). Am nächsten Tag kaufen wir noch schnell unter den Argusaugen von drei Security Leuten ein, werden von einem Soldaten angesprochen und mit einem Hitlergruß verabschiedet. Er war sturzbetrunken!!!! Ansonsten hatten wir keine Polizeikontrollen, trafen immer auf nette, hilfsbereite Menschen, oftmals kamen wir mit Männern ins Gespräch, die in der Roten Armee in Deutschland stationiert waren, u.a. in Greifswald und Chemnitz. Nun aber ab zur Grenze. Doswidonje Russland! Bis zur Grenze der Mongolei sind wir mittlerweile 8500 km gefahren, der Dieselpreis lag bei ca. 0.65 €, 7 Zeitzonen haben wir erlebt. Die Grenzabfertigung läuft, aber immer wieder stolpert man über unseren LKW, der kein LKW sondern ein Wohnmobil ist. Papierkram wird erledigt, das Fahrzeug innen kontrolliert und schwupp sind wir in der Mongolei. Das gleiche Prozedere an der mongolischen Grenze, Geldumtausch, abschließen einer Versicherung und los geht es.   Mongolei / Heimat Dschingis Khans Unsere Mägen knurren, wir suchen uns einen Rastplatz, wollen endlich Mittag machen. Kaum waren Tür und Fenster auf, kamen ein Mann und zwei Frau sturzbesoffen und lallten uns voll. Wir konnten sie abwimmeln. Endlich Mittag!! Kaum ausgesprochen, stand die nächste "Schnapsdrossel“ vor der Tür. Jürgen schloss die Tür, aber als die Dame unsere Leiter aus der Verankerung riss, ging Jürgen natürlich sofort nach draußen. Er öffnete die Tür, die Dame mittleren Alters schlug mit dem Kopf gegen die Ecke der Tür und schmiss sich dann in den Sand, um dort den sterbenden Schwan zu spielen. Nichts wie weg hier, Leiter rein, Klappen zu und nichts wie weg in die Einsamkeit, um endlich in Ruhe essen zu können. In Ulan Bator, der Hauptstadt der Mongolei und einer verkehrstechnischen Chaosstadt (keine Schilder, keine Regeln), rufen wir unseren Verbindungsmann I. an, den wir vor einigen Jahren in Berlin kennenlernten. Nachdem wir ihn mit mehreren Angaben, wie z.B. Ramada Hotel, Tankstelle XY, etc. „fütterten“, wusste er wo wir sind, denn Straßennamen haben hier keine Bedeutung. Er findet uns wartend auf einem Tankstellenplatz. Er vermittelt uns eine Mercedes Werkstatt, damit wir dort unseren Deutz durchchecken lassen können. Es ist Mittwochnachmittag, der Manager der Werkstatt kommt sieht sich unseren Deutz an, um die Arbeiten einteilen zu können. Wir dürfen sogar auf dem Hof stehen und übernachten. Diese Werkstatt, eröffnet von dem Deutschen …. ist eine Vorzeigewerkstatt in der gesamten Mongolei. Perfekt geführt und durchstrukturiert, zig Arbeitsplätze für PKW´s und für LKW´s. Oberstes Niveau!!! Koordinaten: N47 Grad 54`26“ / O106 Grad 54`58“ Eine deutschsprechende Mongolin wird uns zur Seite gestellt, die die Übersetzung an den Manager und an die Monteure weitergibt. Auch unser Verbindungsmann I. stellt uns seinen Freund, einen deutschsprechenden Mongolen zur Seite. Wir nennen ihn BAT. BAT hat 14 Jahre in Deutschland gelebt, in Hannover studiert und in den Semesterferien mit einem jungen Mann zusammengearbeitet, der ein Freund unseres Sohnes aus Kindheitstagen ist und in unserem Haus ein- und ausging. Wieder einmal stellten wir fest: So klein ist die Welt!! BAT steht uns nicht nur zum Dolmetschen in der Werkstatt zur Verfügung, sondern weiht uns auch in das mongolische Leben ein. Wir lernen seine kleine Familie kennen, fahren zu seinen Eltern und auch zu seiner Cousine, die ein sehr bescheidenes Leben auf dem Land führt, in dem sie ihre Jurte vermietet und im Winter das Fleisch ihrer Tiere verkauft. Überall werden wir gerne gesehen und bewirtet und über unser Leben in Deutschland ausgefragt. Wir fahren mit BAT zu den verschiedensten Sehenswürdigkeiten, besuchen Museen und Galerien. Wie z.B. die steinerne Schildkröte, der steinerne Leser, das Dschingis Kahn Monument mit Fahrstuhl und Balkon, das Museum im Parlamentsgebäude, das Goldschürfen im Tuulfluß, das Bogd Khan Museum, den Naturschutzpark und, und und… In einer der Galerien stellte bis zum 14.06.2015 BAT´s Frau Zolboo Orgil, eine mongolische Künstlerin, ihre Werke mit großem Erfolg aus. Wir sind so begeistert von ihrer Kunst, dass wir sogleich ein Bild kaufen. Auf facebook kann man einen Teil der Werke von Zolboo Orgil bewundern. Die facebook Adresse lautet: Art Works of Zolboo Orgil Für Ausstellungen für ihre mongolische Kunst sucht sie noch Ansprechpartner und Verbindungen in Deutschland. Wer also von unseren Lesern Kontakte ermöglichen kann, wende sich bitte an o.g. Facebook Adresse.                                                                                                 BAT begleitet uns auch zur russischen Botschaft. Wir wollen ein Touristenvisa für die russische Föderation beantragen, weil wir nach 30 Tagen visafreies Reisen die Mongolei verlassen werden. Aber  in der russischen Botschaft kommt dann die Ernüchterung: Touristenvisa no way! Transitvisa maximal für 4 Tage! In einem Internetcafe müssen wir das Visa ausfüllen, dann wieder zurück zur Botschaft, die dann feststellt, dass wir den Antrag falsch ausgefüllt haben, handschriftlich kann der Botschafter leider keine Angaben verändern, er schickt uns zurück zum Internetcafe, um abermals einen Antrag per Computer auszufüllen. Wir eilen zurück, geben den Antrag ab, der Botschafter krickelt handschriftlich (!!) darin herum, verlängert unser Transitvisa auf 7 Tage (sehr großzügig). Am Dienstag, den 9. Juni können wir unsere Pässe wieder abholen. Kosten: 90 USD x2= 184 USD!! Im Warteraum der russischen Botschaft läuft ein Deutscher Kriegsfilm,   in der Informationsauslage liegen Schreiben, in denen wir nach 70jährigem Kriegsende immer noch als Nazideutsche betitelt werden. Eine Unverschämtheit!! Wir machen wieder einmal eine Zwangspause in der Werkstatt, diesmal aber mit allem Komfort. Der Deutz bekommt neue Stoßdämpfer, ein Loch im linken Tank wird geschweißt. Unsere deutschsprechende Ansprechpartnerin in der Werkstatt sorgt sogar dafür, dass unsere Wäsche gewaschen wird. Danke! Wir können hier Wasser bunkern! Danke! Jürgen kann duschen. Danke! Dank Security rund um die Uhr wird auf uns aufgepasst. Danke! Wie gesagt, eine professionell geführte Werkstatt, die wir unbedingt weiterempfehlen müssen. Dank BAT, der sich rührend um uns kümmert, kommt aber keine Langeweile auf. Zum Abschied gehen wir gemeinsam mongolisch essen. BAT, Zolboo, unser Verbindungsmann I. und wir. Leider, leider steht auf der Speisekarte nicht das versprochene und in der Mongolei als Delikatesse geltende Murmeltier. Zu gerne hätten wir diese Spezialität probiert. Einen riesigen Dank an BAT, wir tauschen Adressen aus und bleiben mit Sicherheit in Verbindung, hoffen natürlich auf einen Gegenbesuch in Deutschland und wir sind in dieser kurzen Zeit Freunde geworden. Am Dienstag, den 9. Juni holen wir in der russischen Botschaft unsere Pässe ab, kaufen im Department Store (welcher keine Wünsche offen lässt) die fehlenden Lebensmittel ein und los geht es Richtung Westen. Wir nehmen die Südroute. Kurze Stückchen Teerstraße wechseln sich mit oftmals autobahnbreiten Pisten ab. Die Landschaft wird karger, Jurten weniger, von Tieren nichts mehr zu sehen. Endlose Steppe, Wodkaflaschen säumen die Wege. Meist übernachten wir neben der Piste. Vor Darvi auf einer der breiten Pisten sehen wir das erste Touristenfahrzeug in der Mongolei. Ein polnisches Pärchen (Viola und Wojtek) mit ihrem Toyota. Informationen werden ausgetauscht und ein Schwätzchen gehalten. Plötzlich überrascht uns ein Sandsturm. Wir flüchten in unsere Fahrzeuge, um den Sturm abzuwarten, der aber genauso schnell verschwindet, wie er gekommen ist. In Darvi halten wir vor einem buddistischen Kloster. Das Gebetsgemurmel und die Trommeln begleitete uns noch ein wenig wie ein Ohrwurm. Kurz vor Khovd (endlich, endlich) brechen wieder grüne Flecken die sonst karge Landschaft. Es wird bergiger. Wir übernachten an einem kleinen Fluss. 6 Pferde und ebenso viele Fohlen werden auf einem kleinen Pritschenwagen zum Weiden gebracht. Ein kleiner Junge bekommt von seinem Vater Reitunterricht. Er soll zum Jockey ausgebildet werden, ohne Sattel und mit Stricken als Zaumzeug. Ein echtes Schauspiel. Nachts fängt es an zu regnen. Der Pritschenwagen fährt vor, die Pferde werden verladen und wahrscheinlich zu einem Unterstand gebracht. Es scheinen besondere Pferde zu sein, denn sonst würde man sich hier wohl nicht die Mühe um diese Tiere machen. Während Jürgen hier an diesem Platz technischen Dienst und Petra Innendienst macht, erscheint ein Ehepaar, es braucht Diesel. Unser Domizil ist die Anlaufstelle für alles: der Versuch eines deutsch – mongolischen Gespräches, ein Blick durch unser Fernglas, um die Landschaft und die Tiere einmal näher betrachten zu können, Verweilstation in unserem Sessel, um lange Telefonate zu führen, um Einladungen zum Abendessen zu bekommen. Wir beobachten Schwarzstörche, die in den Felsen ihre Nester bauen. Sehr imposant. Auch am nächsten Tag regnet es, trotzdem kommen drei Jungen und lassen ihre Pferde grasen, diese stehen apathisch im spärlich wachsenden Gras. Die Jungen frierend und völlig durchnässt, suchen Schutz unterm Deutz. Sie bekommen von uns Tee, Knäckebrot und Snickers und bedanken sich später bei uns mit frisch gebackenen Teigtaschen, die sie von ihren Müttern  als Dankeschön an uns weitergeben sollen. Die Landschaft verändert sich, die Bergwelt des Altai zeigt sich in ihrer vollsten Schönheit und immer wieder erscheinen die Erhebungen in einem anderen Licht, verändern scheinbar ihre Farben. Die Schönwetterwolken sind zum Greifen nahe, bis gegen 20 Uhr scheint die Sonne, dann folgt eine kurze dunkle Phase, gegen 4 Uhr morgens geht dann die Sonne wieder auf. In Khovd bunkern wir in der Markthalle und im Supermarkt Lebensmittel und Wasser. Jürgen geht in diesem Ort zum Friseur und bekommt eine echt „schicke“ Frisur. Wir lernen ein deutsches Ehepaar, Gisela und Wolfgang kennen, endlich treffen wir Touristen und verbringen mit ihnen die nächsten Tage, die kurzweilig vergehen und mit endlosen Gesprächen gefüllt sind. Wir übernachten an einem riesigen See (Khar Us Nuur) in einem Naturschutzgebiet. Hier tummeln sich Schwäne, Fischreiher, Möwen und viele andere Vögel. Eine weitere Nacht an dem Fluss …. Im westlichen Dreiländereck, nahe dem kleinen Örtchen Ölgi können wir „neue“ Nachbarn beim Aufbau ihrer Jurte beobachten. Die Nachbarn sind Kasachen und sehr, sehr freundlich. Wir dürfen filmen und fotografieren. Sie lassen sich hier in der Nähe des Wassers mit ihrer kleinen Kuh- und Yaksherde nieder. Die Kinder müssen trockene Kuhfladen zum Heizen einsammeln. Trink- und Waschwasser holen sie aus dem Fluss, eine Toilette, in Form eines Erdloches wird draußen im Freien ohne jeglichen Schutz ringsherum, errichtet. Wir holen unser Trinkwasser nicht aus den Flüssen, sondern versuchen immer wieder in Waschküchen oder Küchen der Hotels mit Kanistern Wasser zu bunkern. In dieser Gegend leben viele Kasachen und pflegen hier ihre Tradition, wie zum Beispiel ihr Handwerk. Circa 40 km hinter Khovd war die Piste von einem schnellfließenden Fluss weggespült. Ein junger Mann aus Weissrussland fuhr tatsächlich mit seinem Motorrad durch die reißenden Fluten, konnte aber seine Honda im Fluss nicht halten, er selbst wurde ca. 15 m mitgerissen. So stand er nun klitschnass an der Piste und wartete auf Hilfe. Wir halfen ihm die Maschine zu bergen, doch der Versuch, die Maschine wieder zum Laufen zu bringen, scheiterte kläglich. Unser Reisepartner Wolfgang schleppte den jungen Mann samt seinem Motorrad an eine Kreuzung der Hauptpiste, in der Hoffnung auf einen LKW zu treffen, der ihn samt Bike Richtung Russland mitnimmt. Wir überquerten den Fluss, wie auch die meisten anderen, über eine Brücke. Am Abend konnten wir dann aber doch unseren Motorradfahrer wiedersehen, er hatte einen LKW-Fahrer gefunden, der ihn und sein Bike auf seiner Ladefläche mitnehmen konnte. Kurz vor Bayankhongar entschließen wir uns vor einem Gercamp (Jurtencamp) zu übernachten. Wir duschen und essen dort, um dem Besitzer etwas Geld zukommen zu lassen. Es gibt Nudelsuppe mit Rindfleisch. Plötzlich: eine Fata Morgana?! Sie kommt auf uns zu. Aus der Nähe erkennen wir einen Liegendfahrradfahrer mit einem Kitesegel. Er kommt ebenfalls aus Deutschland und will die in die entgegengesetzte Richtung auf der Südroute entlangfahren. Er repariert mit unserem Werkzeug  sein Fahrrad und verschwindet genauso schnell wie er auch gekommen ist. Verrückt!! Unmittelbar hinter Bayankhongar beginnt eine anspruchsvolle Piste. Sie wechselt sich ab mit unangenehmen Wellblech, Schlammlöchern, Wasserfurten. Wir ziehen eine lange Staubwolke hinter uns her. Am späten Nachmittag erreichen wir einen Fluss. Die Piste führt zwar über eine Brücke, aber diese erscheint uns für unseren Deutz viel zu marode, um das Gewicht tragen zu können. Die erste Wasserdurchfahrt wurde mit Bravour gemeistert und war für den Deutz kein Problem. Gegen Abend erreichen wir den Baidrakgul. Der Fluss ist schon etwas breiter und auch tiefer. Wir checken die Lage. Wir warten auf ein mongolisches Fahrzeug, um zu sehen, wie dieses den Weg durchs Wasser nimmt. Wir machen es diesem nach. Für den Deutz eine einfache Fahrt. Auf der anderen Seite des Flusses finden wir eine ebene Rasenfläche, einen idealer Übernachtungsplatz. Dank der spät untergehenden Sonne hatten wir noch lange die Gelegenheit uns die Wasserdurchfahrten anzuschauen. PKW´s wurden teilweise von einem Trecker gezogen, Busse hielten an, um von ihren Passagieren das Fahrzeug waschen zu lassen.